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Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch - Sprechende Männer

WDR 2 Buchtipp, 15.01.2012

Cover:Daniel Glattauer - Ewig Dein

Die Handlung

Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch kannten sich flüchtig aus Schulzeiten. Als sie sich viele Jahre später wiedertreffen , sind sie beide Journalisten geworden. Wie sie leben , könnte unterschiedlicher nicht sein. Maxim Leo ist seit 17 Jahren verheiratet, immer noch glücklich, wie er schreibt. Auch wenn Glück manchmal nur zehn Sekunden pro Woche bedeutet. Er hat zwei Kinder, lebt für die Familie.

Jochen-Martin Gutsch ist der komplette Gegenentwurf: lebt schon lang allein, mag Frauen , will aber keine feste Freundin. Hat keine Kinder und vermisst sie auch nicht.

Beide Männer sind um die 40 und wagen ein Experiment. Sie nehmen sich eine zweimonatige Auszeit und sprechen miteinander. Sie schreiben sich Mails. Sehr offen, sehr ehrlich. Jede Frage, die der andere stellt, muss beantwortet werden. Das ist die einzige Spielregel.

Es gibt keine Tabus. Sie reden über Treue, Monogamie, Kinder, Liebe, Glück, Gemüsebeete, Pornos, Sex, Körperrasur, Leidenschaft, Lust und was sie machen , wenn sie ihnen abhanden kommt.

Das ehrlichste Männergespräch der Welt. So ehrlich , dass sie am Ende feststellen: eigentlich war es ein Frauengespräch.

Die Autoren

sind Journalisten, beide haben den renommierten Theodor Wolff-Journalistenpreis -Preis bekommen. Leo ist Redakteur der Berliner Zeitung, Gutsch Reporter im Gesellschaftsressort des SPIEGEL und Kolumnenautor für die Berliner Zeitung. Dort hat er auch seinen ehemaligen Mitschüler Maxim Leo wiedergetroffen , dort haben sie das gemeinsame Buchprojekt beschlossen.

Die Bewertung

Sprechende Männer, schön ironischer Titel, hinter dem ich Klamauk oder, was das Titelbild nahelegt, leicht intellektuell schwafelnde Männer an der Theke vermutet habe. Ich habe gezögert, es zu lesen. Einer der Männer aber hat mich zu diesem Buch hingezogen. Jochen-Martin Gutsch hat vor Jahren ein wunderschönes Buch geschrieben (“Cindy liebt mich nicht”) und deshalb hatte ich Hoffnung.

Hoffnung, dass es kein Buch nach der schalen Devise wird: was Frauen schon immer mal über Männer wissen wollten.

Jetzt bin ich hin und weg von den sprechenden Männern. Da haben zwei Menschen geschrieben , die darüber nachdenken, wo sie eigentlich noch hinwollen mit ihrem Leben. Was sie sich noch erwarten, wovor sie sich fürchten, worauf sie sich freuen, was richtig und was bereits richtig schief gelaufen ist. Wie sie das erzählen, ist beeindruckend. Beide sind ausgezeichnete Journalisten, sie können also exzellent schreiben. Das tun sie manchmal sehr berührend, rutschen aber nie ins Sentimentale ab. Manchmal sehr direkt, aber nie platt oder derb, auch wenn sie über Dinge schreiben, von denen man bislang nicht wusste, dass es sie gibt: Aspikbäuche oder Analthrombose zum Beispiel.

Sie erzählen aus ihren Leben. Warum man sich weniger allein fühlt, wenn man als Single zwei Bettdecken hat. Warum es im Eheleben Tränen und Brüllerei gibt und man dennoch nie eine andere haben möchte. Es sind Gespräche und Geschichten über die Dinge des Lebens. Und darüber, was man vom Leben will. Oder wo das Leben mit einem hin will. Ein spanndes, bewegendes Buch, für Männer, Frauen, Paare, Singles, für Enttäuschte und Verliebte, für Menschen eben.

Maxim Leo und Martin Gutsch
Sprechende Männer. Das ehrlichste Buch der Welt
Blessing Verlag
ISBN: 978-3-89667-440-1
17,95 Euro

Kategorie:

© Christine Westermann