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spielt in Kanada und Jacques Cousteau heißt ein Fisch, der in einem trüben Aquarium seine täglichen Runden schwimmt. Beobachtet von Hazel, die von draußen nach drinnen guckt und sich wünscht, jemand könnte ihr helfen, ihre leicht durchgeknallte Familie zu begreifen. Der leicht weltfremde Vater fummelt mit Leidenschaft an Stromleitungen herum, was zur Folge hat, dass jeder in der Familie immer mal wieder ordentlich eine gewischt bekommt und geht mit seiner Tochter nur deshalb häufig ins Kino, weil er da sofort einschlafen kann.
Die Mutter ist extrem abergläubisch. Man darf nur durch die Tür hinausgehen, durch die man auch hereingekommen ist. Sie trägt meistens nur Socken, weil es für ihre großen Füße keine schönen Schuhe gibt. Der kleine Bruder Andrew kann so markerschütternd schreien, dass er die Fenster zum Klirren bringt. Gemeinsam sind sie eine nette Familie, aber das bleibt nicht so. Mit den Jahren gerät alles in Schieflage. Und da kann auch Jacques Cousteau nicht mehr helfen.
Gil Adamson ist Kanadierin, 51 Jahre alt, lebt in Toronto. Vor drei Jahren schrieb sie den Bestseller “In weiter Ferne die Hunde”, für den sie vielfach ausgezeichnet wurde. Das neue Buch ist eigentlich ein altes, die Geschichte mit Jacques Cousteau entstand vor dem Bestseller, ist also ihr erstes Buch, das zwar (noch) keine Preise bekam, aber von Kritikern wie Lesern hoch gelobt wurde.
Am Anfang sind die Farben, mit denen das Porträt dieser Familie gezeichnet wird, bunt, hell, fröhlich. Eine schön schräge Geschichte, bei der man zunächst nicht so genau weiß, wo sie eigentlich mit einem hin will. Während man sich noch still über die Macken und Ticks einer ausgesprochen unkonventionellen Familie amüsiert, verändert sich allmählich die Stimmung, kippt ins Wehmütige , die Farben werden grau und triste. Dennoch, und das ist das Schöne an diesem Buch, verliert die Sprache nichts von ihrer Leichtigkeit, ihrer Beiläufigkeit. Fein ironisch erzählt das Buch eine Familiengeschichte, die sich über fast zwanzig Jahre erstreckt. Sie endet nicht wirklich glücklich, aber das nimmt man als Leser sehr gelassen hin, denn die Traurigkeit, die sich allmählich einschleicht, kommt in einer sehr originellen, sehr komischen Verpackung daher, weil diese Familie immer für eine Überraschung gut ist.
Überrascht hat mich in der Tat das Ende.
Plötzlich ist Schluss, an einer Stelle, an der man sehr gern noch weiter gelesen hat. Man fühlt sich von der Bettkante geschubst, auf die man vorher so überzeugend gelockt wurde. Aber auf dem Weg bis zur Bettkante hat man mit diesem Buch wirklich viel Spaß gehabt. Und das zählt schließlich am Ende.
Gil Adamson
Hilf mir, Jacques Cousteau
Verlag: Bertelsmann
ISBN: 978-3-570-10072-1
Preis: 14,99 Euro