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Das Trio Infernale, der begnadete Sternekoch Klink, der frivole und geniale Illustrator Heidelbach und der verwegene Dichter Droste haben mit »Gemüse« wieder ganze Arbeit geleistet, verspricht Christine Westermann.
Schon die Farbe des Buches ist ein Versprechen. Hellgrün wie feines junges Gemüse kommt es daher. Auf dem Titelbild, Gunhilde »Josefine« Fischer mit ihrem Tanz im Breitlauchröckchen. Josefine Backer machte es mit Bananen, Gunhillde Josefine Fischer mit Poreestangen.
Das Trio Infernale, der begnadete Sternekoch Klink, der frivole und geniale Illustrator Heidelbach und der verwegene Dichter Droste haben mal wieder ganze Arbeit geleistet. Frei nach Heinrich Heine: »leise zieht durch mein Gemüse«, dichten, malen und kochen sie.
Nichts lassen sie anbrennen und nichts aus. Nicht mal die eine oder andere Geschmacklosigkeit, manchmal derbe bis an die Schamgrenze, immer großartig, herrlich anzüglich und schlüpfrig. Das wiederum liegt nahe , schließlich gibt es phallisches Gemüse zuhauf.
Möhren, Spargel, Gurken, Rüben zum Beispiel und die entsprechenden weiblichen Gegenstücke wie Auberginen, Paprika, rote Beete, Tomaten. Und Salat , geschlechtneutral und daher sinnlos, aber knackig.
Der Fernsehkoch Klink hat einen Stern, kocht in Stuttgart und hat wunderbare Gemüserezepte aufgeschrieben. Der Illustrator Heidelbach malt fein und gemein, ein sinnlich/erotisch Vergnügen und der Autor Wiglaf Droste schreibt bitterböse Texte.
Die Wahl fällt schwer, etwas Bestimmtes rauszupicken. Eine Geschichte, über ich sehr gelacht habe, ist jene mit der Überschrift:
»Die Verteidigung der Kartoffel gegen Veronika Ferres.«
Veronika Ferres, Schauspielerin, die nicht müde wird in jeder Talkshow zu erzählen, dass sie die Tochter eines Solinger Kartoffelhändlers sei und stets in die Mikrofone heuchelt, dass sie auch noch heute so oft sie kann, am Marktstand ihres Bruders in Solingen die dicken Dinger verkauft.
Wiglaf Droste kann nicht umhin beim Gedanken an Frau Ferres Karl Krauss zu zitieren: Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken .
Herrliches Buch, ideales Geschenk für Gemüseesser und Allesfresser. Ich wette ein Teltower Rübchen, Sie wollen es verschenken und behalten es dann doch lieber selbst.
Ein Gedicht zum Abschluss:
Der letzte Seufzer eines Vegetariers:
All die Gurken , all die Möhren,
die mir ihre Treue schwören
und dass sie nur mir gehören -
all die Möhren, all die Gurken
sind charakterlose Schurken, denn sie haben mich verraten.
Sie sind treulose Tomaten.
Ach, ich geh’ mir’n Schnitzel braten.
Wiglaf Droste, Vincent Klink, Nikolaus Heidelbach
Gemüse
Verlag: Dumont
ISBN-10: 3832196528
Preis: 24,99 Euro