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Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

WDR 2 Buchtipp, 13.02.2011

Cover: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

Die Handlung

Die Geschichte spielt in einer süddeutschen Kleinstadt. Die hellen Tage, das sind die, die Seri mit ihrer Freundin Aja verbringt, einem Mädchen, das am Rande der Stadt in einer Baracke wohnt, einen Vater hat, der Trapezkünstler ist und nur einmal im Jahr zu Besuch kommt. Später stößt noch Karl hinzu, dessen Eltern nur dunkle Tage kennen, seit Karls kleiner Bruder zu einem fremden Mann ins Auto stieg und nie mehr wiederkam.

Drei Kinder aus drei Familien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Buch begleitet sie durch ein halbes Leben und erzählt ihre Geschichte.

Die Autorin

wurde 1965 in Deutschland geboren als Kind ungarischer Eltern, die nach dem Ungarnaufstand in den Westen geflüchtet waren. Sie wuchs zweisprachig auf, war erst Buchhändlerin und studierte später Publizistik, Politik und Literatur. Für ihr erstes Buch “Der Schwimmer” wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Frankfurt am Main.

Die Bewertung

»Ein großes Buch über eine Freundschaft zwischen Liebe und Verrat, zwischen Schuld und Vergebung«. Steht hinten auf dem Klappentext. Warum um alles in der Welt müssen Klappentextschreiber immer so tief in die verbale Kitschkiste greifen? Ich jedenfalls wollte das Buch nach dieser Beschreibung spontan ganz hinten ins Regal stellen. Aber eine 50 Seiten-Chance bekommt jedes Buch, auch dieses. Und darüber bin ich jetzt mehr als froh.

»Die hellen Tage« ist das Beste, was ich in den ersten Monaten des neuen Jahres gelesen habe.

Die Autorin bedient sich eines ungewöhnlichen, aber feinen Tricks: es gibt keine direkte Rede, vielleicht wird die Sprache dadurch so intensiv, prägt sich fest ein, macht Kino im Kopf. Was zu Beginn leicht und beschwingt daherkommt, gewinnt mit jedem Kapitel an Dramatik, Spannung, Tiefe. Ganz gegen meine Art habe ich sehr langsam gelesen, am Ende nach 540 Seiten war ich leicht betäubt, bin aus einer anderen Welt aufgetaucht, so eingenommen hat mich die Geschichte der drei Menschen.

Es ist noch nicht mal Frühlingsanfang, noch lange nicht, aber ich bin schon jetzt so unvorsichtig zu sagen: »Die hellen Tage« sind für mich das schönste Buch des Frühjahrs 2011. Und falls ich mich geirrt haben sollte, erfahren Sie es hier im Buchtipp auf WDR 2.

Zsuzsa Bánk
Die hellen Tage
Verlag: S. Fischer
ISBN: 9783100052223
Preis: 21,95 Euro

Kategorie:

© Christine Westermann