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Zehn Geschichten – jede ironisch überschrieben mit einem der zehn Gebote. Jede Geschichte ist ein Stück Neapel, erzählt von einem Menschen in dieser Stadt. Und bei jeder einzelnen kriegt man es mit der Angst zu tun.
Der Vater, der weiß, dass ihn die Mafia töten wird, aber dennoch mit seinem kleinen Sohn auf den Rummel geht, weil er es ihm versprochen hat. Die Pistole hat er im Strumpf versteckt. Der Teenager, der aus Spaß einen alten Mann niedersticht. Der 13-Jährige, der seine schwerkranke Mutter mit einem Kissen erstickt. Wenn er dann seinem großen Bruder erklärt, warum er es getan hat, stockt einem der Atem. Bei jeder dieser zehn Geschichten übrigens.
Andrej Longo wuchs in Neapel auf, lebt heute als erfolgreicher Drehbuchautor in Rom. Dieses Buch ist sein erstes und hat in Italien alle wichtigen Literaturpreise abgeräumt.
Andrej Longo hat für dieses Buch lange im Mafia-Milieu recherchiert. Er ist sehr gut mit einem Anwalt befreundet, der immer wieder Leute aus der Mafia verteidigt.
Keine dieser Geschichten ist erfunden, alle zehn sind so passiert, standen in der Zeitung und belegen, wie das organisierte Verbrechen den Alltag der kleinen Leute in Neapel beherrscht, alte Werte außer Kraft setzt, aus den zehn Geboten eine Lachnummer macht.
Andrej Longo schreibt beeindruckend, erzählt beinahe poetisch. Aber trotz seiner sanften Sprache sind die Geschichten von einer unglaublichen Härte und Brutalität. So intensiv, dass es unmöglich ist, die Erzählungen einfach hintereinander zu lesen. Man wird gezwungen innezuhalten, und das ist gut so. “Diese Geschichten erzählen mehr über Neapel als jeder Untersuchungsbericht”, hat ein Rezensent einer italienischen Zeitung geschrieben. Ein Satz so wahr wie die zehn Geschichten.
Andrej Longo
Zehn
Verlag: Eichborn
ISBN: 9783821861128
Preis: 17,95 €